»Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne«

»… der uns beschützt und der uns hilft zu leben.« – Hermann Hesse

Egal ob als Laie oder Experte, um sich in ein neues Thema einzuarbeiten, ist zu Beginn ein grober Überblick nötig. Dann ist noch gar nicht klar, was die richtigen Worte sind, um über die Thematik zu sprechen.

Was will ich erfahren? Welche Fragen habe ich? Wer kann mir weiterhelfen?

In vielen Bereich versucht Wissenschaft auf solche Fragen eine Antwort zu geben. Dabei ist oft unklar, ob es eine Antwort gibt, wie sie aussieht und wie leicht verdaulich sie ist. Mit Antworten auf die falschen Fragen lässt sich auch nicht viel anfangen.

Ursprung des Menschen

Einige der ersten Zeichen schöpferischer, menschlicher Intelligenz sind in der Höhlenmalerei zu finden. Bereits vor tausenden von Jahren hinterließen Menschen ihre Spuren, um sich im spirituellen und praktischen Kontext ihrer Weltsicht zu verorten. Die entstandenen Meisterwerke scheinen erstaunlich abstrakt zu sein. Wie war einem Schamanen wohl zumute, der an einem heiligen Ort, eingeklemmt in einer Felsspalte, teils untertage, über Stunden hinweg mit Tusche und Keilen zeichnete?

Um Höhlenmalereien zu verstehen, bieten sich mehrere Vorgehensweisen an. Sich in den Formenreichtum, die Linienführung und das Spiel der Farben zu vertiefen fällt gar nicht schwer. Sofort treten Fragen nach dem kulturellen Hintergrund, der Weltanschauung und Absicht der Künstler auf. Um sich diesen Fragen anzunähern, hilft es, einen Schritt nach dem anderen zu machen und zunächst eine grundlegende Kernfrage zu formulieren. Die könnte lauten

»Wie alt ist die Malerei?«

Alterungsprozesse

Die verwendeten Farben bestehen unter anderem aus Ton, Kreide und Holzkohle. Diese unterliegen im Laufe der Zeit Verwitterungsprozessen. Durch Niederschlag, Temperaturschwankungen und  biologische Einflüsse – um nur einige zu nennen. In diesem Wirrwarr aus unterschiedlichen Prozessen ist es gar nicht so leicht, herauszufinden, von wann die Farbe stammt.

Holzkohle-Uhr

Wenn in den untersuchten Farben Holzkohle enthalten ist, bietet sich die sogenannte Radio-Kohlenstoff-Datierung (C-14-Methode) an. Diese nutzt aus, dass in der Natur verschiedene Formen von Kohlenstoff auftreten: gewöhnlicher (C-12 mit 6 Protonen und 6 Neutronen pro Atomkern) und radioaktiver Kohlenstoff (C-14 mit 6 Protonen und 8 Neutronen pro Atomkern). Die Bildung des radioaktiven Kohlenstoffs erfolgt in der Atmosphäre. Alle lebenden Organismen nehmen beide Formen durch Atmung und Nahrung auf, so dass C-12 und C-14 im Gleichgewicht miteinander stehen. 

Entstehung und Umwandlung von C-14 durch A radioaktive Prozesse, (CC BY-SA 3.0) Sgbeer

Sobald ein Organismus stirbt, bleibt der gewöhnliche Kohlenstoff in seinen Zellen erhalten. Der radioaktive Kohlenstoff wandelt sich jedoch mit der Zeit in andere Stoffe um. Zur Bestimmung des Alters einer (pflanzlichen) Farbe wird das Verhältnis zwischen C-12 und C-14 ermittelt. Daraus lässt sich die Zeit bestimmen, zu der die Farbe hergestellt wurde.

Bei einigen Höhlenmalereien lässt sich so ein Alter von mehr als 30.000 Jahren bestimmen!

Den Zauber weitertragen

Um Wissenschaft zu betreiben, müssen also die Grundlagen für unsere Fragen geklärt werden. Auf der nächsten Stufe warten weitere Fragen und weitere Verständigungsschwierigkeiten mit dem eigentlichen Problem. Doch mit den richtigen Mitteln und jeder Menge Neugier steht uns der Himmel offen.


Hannes Vogel

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